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am 7. Juli

Die Welt entdecken – aber möglichst klimaneutral

Christiane Brunner - Sommerzeit ist Reisezeit. Viele Fluglinien und Reiseportale bieten inzwischen so genannte „CO2-Kompensationen“ an. Doch was taugen diese Angebote?

Manchmal ist der Neusiedler See halt vielleicht nicht genug. Und manchmal – vor allem im Juli und August – sind die Strände der Adria überfüllt. Manchmal will man einfach weiter weg. Viele Urlauber, die auf dem Weg zur sonnigen Wunschdestination mit dem Flugzeug größere Distanzen zurücklegen, wollen die dabei entstandenen CO2-Emissionen kompensieren. Das heißt: Für die Menge an Treibhausgasen, die durch die An- und Abreise entsteht, wird Geld an Projekte gespendet, die die gleiche Menge CO2 durch ihre Klimaschutzaktivitäten einsparen.

Wer sicher gehen möchte, dass die Treibhausgasemissionen von Flugreisen durch wirkungsvolle Kompensationsprojekte auf Basis einer realitätsnahen Berechnung eingespart werden, sollte sich an bestimmte Dienstleister halten.

Das CO2-Kompensationssystem der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien ist ein solches System mit vielen Vorteilen. Hier wird nämlich mehr angeboten als „bloß“ Treibhausgase (THG) zu kompensieren. Aufbauend auf erfolgreichen Forschungsprojekten mit Klimaschutzbezug werden beispielsweise innovative und partizipative BOKU-Klimaschutzprojekte im Gastland geplant, finanziert, umgesetzt und betreut.

Wie funktioniert die Berechnung?

Die Berechnung der CO2- bzw. THG-Emissionen von Flugreisen basiert in diesem Fall auf einem vom Zentrum für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit (gW/N) der BOKU entwickelten und von einem wissenschaftlichen Beirat begutachteten Berechnungsmodus.

Ein Beispiel: Ein Flug für zwei Personen (Hin- und Rückflug) von Wien nach Los Angeles (via Frankfurt) verursacht auf einer Distanz von 19.875 Kilometern eine CO2-Emission von 8.781 Kilogramm. Bei der letztendlichen Berechnung der CO2-Kompensation macht es auch einen großen Unterschied, ob man beispielsweise Economy-, Business- oder First-Class fliegt (je mehr Platz ein Sitz braucht, desto größer der Emissionswert). Für diesen Flug von Wien nach L.A. für zwei Personen berechnet das System eine Kompensationsspende von 219,88 Euro.

Sowohl die Berechnung wie auch die in der Folge für die CO2-Kompensation getätigte Kompensationszahlung auf ein (eigens für das BOKU CO2-Kompensationssystem eingerichtetes) Konto des BOKU-Rektorats, kann anonym oder namentlich durchgeführt werden.

Die Projekte, die mit den gesammelten Geldern unterstützt werden, werden vom wissenschaftlichen Beirat ausgewählt und müssen zentrale Anforderungskriterien an Carbon Offsetting erfüllen, einen starken Forschungs- und Entwicklungsschwerpunkt haben und zudem weitere ökologische und sozio-ökonomische Effekte aufweisen.

Detaillierte Informationen finden sich auf der ​Website des BOKU CO2–Kompensationssystems.

Ein Vergleich österreichischer Anbieter findet sich ​​hier​.

Moderner Ablasshandel?

Im Sinne der Bewusstseinsbildung ist es nicht verkehrt, wenn wir uns auf diese Art und Weise die Auswirkungen unseres Handelns auf das Klima vergegenwärtigen. Die Möglichkeit der Co2-Kompensation darf jedoch nicht zum Freibrief für Vielflieger werden. Am Beginn der Reiseplanung sollte also immer noch die Überlegung stehen, ob statt eines Fluges evt. eine klimafreundlichere Variante der Anreise möglich ist.

Das Klimabündnis Österreich hat ​hier eine Guideline für Flug-Kompensationen erarbeitet.

„Klimaneutralität beginnt für mich damit, weniger Abfall zu produzieren, weniger Energie und Ressourcen zu verbrauchen. Erst wenn ich hier mein persönliches Limit erreicht habe, können Kompensationszahlungen – z.B. bei der Urlaubsreise – eine nützliche Rolle spielen. Mein Tipp wäre: Nach dem Urlaub nicht gleich wieder aufs Klima vergessen. Es gibt auch im Alltag viele Möglichkeiten, klimafreundlich zu handeln. Bei der Mobilität, beim Einkauf, beim Wohnen und beim politischen Engagement“, so die Grüne Umweltsprecherin Christiane Brunner.

Dein Europa kann mehr!