Manchmal ist der Neusiedler See halt vielleicht nicht genug. Und
manchmal – vor allem im Juli und August – sind die Strände der Adria überfüllt.
Manchmal will man einfach weiter weg. Viele Urlauber, die auf dem Weg zur
sonnigen Wunschdestination mit dem Flugzeug größere Distanzen zurücklegen, wollen
die dabei entstandenen CO2-Emissionen kompensieren. Das heißt: Für die Menge an
Treibhausgasen, die durch die An- und Abreise entsteht, wird Geld an Projekte
gespendet, die die gleiche Menge CO2 durch ihre Klimaschutzaktivitäten
einsparen.
Wer sicher gehen möchte, dass die Treibhausgasemissionen von
Flugreisen durch wirkungsvolle Kompensationsprojekte auf Basis einer
realitätsnahen Berechnung eingespart werden, sollte sich an bestimmte
Dienstleister halten.
Das CO2-Kompensationssystem der Universität für Bodenkultur (BOKU)
Wien ist ein solches System mit vielen Vorteilen. Hier wird nämlich mehr
angeboten als „bloß“ Treibhausgase (THG) zu kompensieren. Aufbauend auf
erfolgreichen Forschungsprojekten mit Klimaschutzbezug werden beispielsweise innovative
und partizipative BOKU-Klimaschutzprojekte im Gastland geplant, finanziert,
umgesetzt und betreut.
Wie funktioniert die
Berechnung?
Die Berechnung der CO2- bzw. THG-Emissionen von Flugreisen basiert in
diesem Fall auf einem vom Zentrum für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit (gW/N)
der BOKU entwickelten und von einem wissenschaftlichen Beirat begutachteten
Berechnungsmodus.
Ein Beispiel: Ein Flug für zwei Personen (Hin- und Rückflug) von
Wien nach Los Angeles (via Frankfurt) verursacht auf einer Distanz von 19.875
Kilometern eine CO2-Emission von 8.781 Kilogramm. Bei der letztendlichen
Berechnung der CO2-Kompensation macht es auch einen großen Unterschied, ob man
beispielsweise Economy-, Business- oder First-Class fliegt (je mehr Platz ein Sitz
braucht, desto größer der Emissionswert). Für diesen Flug von Wien nach L.A. für zwei Personen berechnet das
System eine Kompensationsspende von 219,88 Euro.
Sowohl die Berechnung wie auch die in der Folge für die
CO2-Kompensation getätigte Kompensationszahlung auf ein (eigens für das BOKU
CO2-Kompensationssystem eingerichtetes) Konto des BOKU-Rektorats, kann anonym
oder namentlich durchgeführt werden.
Die Projekte, die mit den gesammelten Geldern unterstützt werden,
werden vom wissenschaftlichen Beirat ausgewählt und müssen zentrale
Anforderungskriterien an Carbon Offsetting erfüllen, einen starken Forschungs-
und Entwicklungsschwerpunkt haben und zudem weitere ökologische und
sozio-ökonomische Effekte aufweisen.
Detaillierte Informationen finden sich auf der Website des BOKU CO2–Kompensationssystems.
Ein Vergleich österreichischer Anbieter findet sich hier.
Moderner Ablasshandel?
Im Sinne der Bewusstseinsbildung ist es nicht verkehrt, wenn wir uns
auf diese Art und Weise die Auswirkungen unseres Handelns auf das Klima
vergegenwärtigen. Die Möglichkeit der Co2-Kompensation darf jedoch nicht zum
Freibrief für Vielflieger werden. Am Beginn der Reiseplanung sollte also immer
noch die Überlegung stehen, ob statt eines Fluges evt. eine klimafreundlichere
Variante der Anreise möglich ist.
Das Klimabündnis Österreich hat hier eine Guideline für Flug-Kompensationen erarbeitet.
„Klimaneutralität
beginnt für mich damit, weniger Abfall zu produzieren, weniger Energie und
Ressourcen zu verbrauchen. Erst wenn ich hier mein persönliches Limit erreicht
habe, können Kompensationszahlungen – z.B. bei der Urlaubsreise – eine
nützliche Rolle spielen. Mein Tipp wäre: Nach dem Urlaub nicht gleich wieder aufs
Klima vergessen. Es gibt auch im Alltag viele Möglichkeiten, klimafreundlich zu
handeln. Bei der Mobilität, beim Einkauf, beim Wohnen und beim politischen
Engagement“, so die Grüne Umweltsprecherin Christiane Brunner.