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Fr, 19.09.2014

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24.10.2013 20:13

Kinder sind fertige Menschen

Vortrag "Mit Kindern wachsen" am 23.10.2013

Man muss aus Kindern nichts machen und schon gar nicht das, was die Eltern am liebsten in ihnen sehen würden. Kinder sind fertige Menschen. Von Geburt an“, so die Referenten Mag.a Sandra Teml-Jetter und Mag. Stefan Jetter beim Vortrag „Mit Kindern wachsen“ vergangenen Mittwoch. Veranstalter Stadträtin Liane Marecsek und Stadtrat Norbert Pay konnten 50 Besucherinnen und Besucher begrüßen, die mit großem Interesse dem Vortrag folgten. 

von li. nach re.: Mag. Stefan Jetter, Mag.a Sandra Teml-Jetter, Stadträtin Liane Marecsek, Kinderärztin Dr. Christine Feyertag, Stadtrat Norbert Pay

 

 

 

Kinder kommen mit einer großen Weisheit und hohen Kompetenz auf die Welt, doch ohne Erfahrung. Darum bedürfen sie der Autorität und Führungskraft der Erwachsenen, so die Vortragenden. Neunzig Prozent von dem, was wir normalerweise Erziehung nennen, brauchen die Kinder nicht. Und wenn wir als Erwachsene unsere Erziehungsstimme oder Erziehungsuniform anziehen und uns vornehmen: Jetzt erziehe ich, macht das auf die Kinder meistens keinen Eindruck oder höchstens einen schlechten. Was erzieht, ist, wie wir mit unseren Kindern leben, wie wir miteinander reden, wie wir unsere Konflikte gemeinsam lösen, wie wir mit der Frau in der Bäckerei sprechen.

In früheren Zeiten wurde uns von Außen gesagt, was richtig oder falsch ist. Heute sind wir dazu eingeladen, unsere eigene Wahrheit zu finden und danach zu handeln.

 „Meiner Meinung nach gibt es keine Erziehungsexperten. In der Erziehung gibt es nicht den einen Weg, der richtig wäre. „Ich weiß nicht, wie man es richtig macht. Worüber ich etwas weiß, ist, was man tun kann, wenn man nicht zufrieden ist, wenn man wütend oder traurig oder genervt ist“, meint Mag.a Teml-Jetter. Nötig dafür ist die eigene persönliche Entwicklung und ein Offen-Sein für Neues, wenn man in einer Familie/Paarbeziehung leben will, die nach Gleichwürdigkeit strebt.

Referenten Mag.a Sandra Teml-Jetter und Mag. Sefan Jetter

 

 

 

 

 

 

Im Mittelpunkt allen Denkens und Handelns stehen vier Begriffe, um die sich alles dreht. Es sind vier Faktoren, die der dänische Familientherapeut Jesper Juul für die Säulen einer zeitgemäßen Erziehung und einer positiven Entwicklung von Kindern und Familien hält: Gleichwürdigkeit, Integrität, Authentizität und Verantwortung.

Gleichwürdigkeit steht für das Zusammenspiel zwischen Eltern und Kindern auf Augenhöhe. Wenn sich alle Familienmitglieder mit Respekt begegnen entsteht Beziehung. Gleichwürdigkeit bedeutet auch, den Bedürfnissen der Kinder Aufmerksamkeit zu schenken und sie ernst zu nehmen

Integrität hilft den Eltern und Kindern dabei, die eigene Persönlichkeit und die eigenen Grenzen zu wahren. Mag. Jetter verdeutlicht: Eltern sollten ihre eigenen Grenzen äußern, statt Grenzen für ihre Kinder zu finden – und diese in einer persönlichen und deutlichen Sprache klar machen.  Authentizität bedeutet, keine Rolle zu spielen, sondern sich als der Mensch zu zeigen, der man wirklich ist. Fragen sie sich selber ganz ehrlich, was sie jetzt machen. Tun sie es, weil sie wirklich ernsthaft glauben, das ist gut für ihr Kind, oder machen sie es aus Sorge um ihr eigenes Image als Vater oder Mutter? Erwachsene Partner, sagt Jetter, verkümmern nicht, weil etwas mit ihnen selbst oder dem anderen nicht in Ordnung ist, genauso wenig wie Kinder verkümmern, weil sie Eltern haben, die Fehler machen. Sie verkümmern, wenn das, was sich zwischen ihnen und ihrem Vater und ihrer Mutter ereignet, nicht durchsichtig ist, wenn es keine Offenheit, sprich: Authentizität gibt, wenn nichts greifbar und fühlbar ist. Nur Nebel, in dem das Kind sich emotional verliert und orientierungslos durch die ambivalenten Gefühlswelten der Eltern irrt. Heute lieb. Morgen böse.

Verantwortung meint, dass jeder für sich und sein Handeln Verantwortung übernimmt. Aber auch die Verantwortung, die Eltern für die Qualität der Beziehung zu ihren Kindern tragen. Nicht das Kind, das sich partout nicht so verhalten will, wie wir uns das vorstellen ist verantwortlich für die schwierige Atmosphäre, sondern ausschließlich wir Eltern. Das Kind ist vielleicht der Auslöser, doch für die Rahmenbedingungen tragen immer wir Erwachsenen die Verantwortung.




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